Site Surveys: Gute Planung ist das A und O

Bei Neuinstallationen, Erweiterungen oder grossflächigen Anlagen ist der Standort der Access Points entscheidend für die Leistungsfähigkeit und grösstmögliche Abdeckung eines WLAN-Netzwerkes. Um den optimalen Standort zu ermitteln, führen wir vor Ort detaillierte Messungen – sogenannte Site Surveys – durch. In unserem Interview erklärt Armin Walt, Systems Engineer bei onway (schweiz) ag, worauf es bei Site Surveys ankommt.

Armin, nicht jeder, der ein WLAN-Netzwerk einsetzt, denkt direkt daran, dass bei seinem Objekt die Abdeckung nicht überall optimal sein könnte. Viele Leute denken, dass es ausreicht, einen oder mehrere Access Points zu platzieren, um kabellos zu kommunizieren. Wo oder wann macht ein Site Survey überhaupt Sinn?

Armin Walt: Ein Site Survey macht dann Sinn, wenn man sein WLAN-Netzwerk professionell nutzen möchte und sich nicht sicher ist, wo Access Points optimal platziert werden sollen und ob bauliche Hindernisse bestehen, die die Empfangsqualität beeinträchtigen könnten. Eine Messung empfehlen wir unbedingt in Fertigungshallen, Hochregallagern, Werkshallen und grossen Geländen wie Galerien, Messen und Museen.
Auch in älteren Bauwerken sollte dringend ein Site Survey durchgeführt werden, da die früher verwendeten Baumaterialien die Funksignale sehr unterschiedlich dämpfen und daher die Leistungsfähigkeit des WLAN stark beeinträchtigen können. In Bürogebäuden neuerer Bauart ist lediglich eine Referenzmessung zur Ermittlung der Dämpfung der Mauern notwendig. Bei baugleichen Objekten reicht eine Messung. Zum Beispiel sind Spitalzimmer meist alle gleich – hier genügt es, nur einen Trakt oder ein Stockwerk zu messen.
Am wichtigsten ist jedoch, dass wir bei grösseren Projekten immer VOR der Aufwandschätzung eine Begehung vor Ort durchführen.

Nach der Besichtigung vor Ort werden die Messinstrumente platziert und ausführliche Messungen durchgeführt.

Was ist besonders wichtig, wenn Du ein Site Survey für einen Kunden planst?

Für uns ist es besonders wichtig die genauen Anforderungen des Kunden an sein WLAN-Netzwerk zu kennen.  Für eine reine Datenabdeckung müssen wir den Fokus nur auf die Signalstärke legen. Für eine sogenannte Voice-over-WLAN-Abdeckung, d.h. wenn über das WLAN telefoniert werden soll, sind auch die Roaming-Pfade wichtig, weil sonst Gespräche abbrechen können oder Unterbrüche entstehen. Ausserdem dürfen nicht zu viele Geräte gleichzeitig über einen Access Point kommunizieren, man muss die Last also optimal auf die verschiedenen Sender verteilen.
Zudem benötigen wir vor dem Site Survey möglichst viele Informationen zu den Gegebenheiten vor Ort. Zum Beispiel: Gibt es schon ein WLAN? Wie ist die aktuelle Abdeckung? Müssen Treppenhäuser, Lifte, Aussenbereiche oder Nasszellen einbezogen werden? Gibt es bereits eingesetzte Hardware, die eingeplant werden muss, da die Access Points schon feststehen? Gibt es irgendwo Probleme?
Vor der effektiven Site Survey-Planung benötigen wir ausserdem die Gebäudepläne als CAD-Datei oder hochauflösendes PDF/Bild, sowie alle weiteren Informationen bezüglich Zutritt und Gefahrenquellen vor Ort.

Wird ein Site Survey nur anhand der vorhandenen Pläne angesetzt?

Nein, überhaupt nicht. Wie anfangs erwähnt, besichtigen wir diese Gebäude vorab mit einer ortskundigen Person. So können wir uns ein realistisches Bild machen und etwaige Störelemente – welche dem Kunden ggf. noch nicht aufgefallen sind – direkt in unsere Planung einfliessen lassen. Direkt vor Ort besprechen wir auch die Montagemöglichkeiten. Auf spezielle Bereiche wie Hochreallager, Kleinteillager sowie stark frequentierte Bereiche richten wir ein vertieftes Augenmerk. Nach der Besichtigung vor Ort können wir einschätzen, wo überhaupt gebaut und installiert werden kann und wo es dagegen zu aufwändig wäre.

Ist ein Site Survey aufwändig?

Das ist immer vom Umfang und der Fläche des zu vermessenden Objekts abhängig. Am meisten Zeit fliesst bei einem Site Survey von einem eher kleineren Objekt in die Bedarfserfassung der WLAN-Abdeckung, die gesamte Planung und die Vorbereitungsarbeiten.
Bei der Bedarfserfassung ist auch der Kunde gefordert, da er ggf. für bestimmte Pläne, Räume oder Bereiche weitere Abklärungen treffen muss. Oft kommt es vor, dass eine Diskrepanz zwischen dem Bedarf und dem, mit sinnvollem Aufwand, Machbaren besteht. Dies sollte vor dem Site Survey geklärt werden, damit die Messungen nicht mehrfach durchgeführt werden müssen.
Wir stellen unseren Kunden vor der Messung eine Checkliste zur Verfügung, damit bei der Begehung keine Überraschungen auftreten oder die Messung aufgrund fehlender Informationen nicht durchgeführt werden kann.

Was wären solche Punkte, die erfüllt sein müssen?

Oftmals schreiben die Sicherheitskonzepte der Kunden gewisse Checks vor oder Mitarbeitende müssen vorab informiert werden. Manchmal braucht es auch eine spezielle Schutzausrüstung, damit man heikle Bereiche (wie z.B. Intensivstationen oder Operationssäle) überhaupt betreten kann. Oder in Hallen müssen wir oft auch Messungen in über 4,5 Metern Höhe durchführen. Hierfür ist vor Ort zum Beispiel eine Hebebühne von Nöten.

Wie läuft ein Site Survey konkret ab?

Auf dem gesamten Laufweg wird die Signalstärke des WLAN-Netzes aufgezeichnet.

Spätestens am Vortag des Site Survey bereiten wir alles Material vor. Hierzu gehören neben Notebook, Access Points und Antennen beispielsweise auch Laser-Entfernungsmesser, Schraubenzieher oder Kabelbinder – so sind wir für jeden Fall gerüstet. (lacht)
Die Messungen werden prinzipiell immer zu zweit durchgeführt. Mit dem Sidekick – einem speziellen Gerät mit hochsensiblen Antennen – und der Software Ekahau zeichnen wir die Signalstärke entlang unseres Laufweges auf. Dabei scannt der Sidekick fortlaufend alle WLAN-Kanäle und zeichnet die Abdeckung auf der abgelaufenen Strecke auf.
Der mehrseitige Site Survey-Bericht ist das Endprodukt unserer WLAN-Messungen. Der Kunde erhält diesen einerseits als Messprotokoll und andererseits als Dokumentation der von uns empfohlenen Installationsorte für die Access Points. Bei grösseren Site Surveys oder bei Unklarheiten fügen wir ausserdem eine Fotodokumentation der Installationsstandorte für den Elektriker hinzu.

Vielen Dank Armin für dieses informative Gespräch.